Bundesfreiwilligendienst an der Leimbachtalschule


Bundesfreiwilligendienst an der Leimbachtalschule

Der achtzehnjährige Timon Schneider aus Mühlhausen hilft Schülern bei den Hausaufgaben, schlichtet Streit auf dem Schulhof, gibt Essen aus und kopiert für Lehrer Arbeitsmaterial. Er springt an der Grund- und Werkrealschule in Dielheim immer dann ein, wenn Lehrer, pädagogische Assistenten oder Hausmeister eine Hilfskraft brauchen. Nach dem Schulleiter Patrick Merz ist er „Multitasking-fähig“. Dies habe er bei der Weihnachtsfeier genauso unter Beweis gestellt wie bei Mitarbeit beim „Berufe-Parcours“ oder wenn es um EDV-Aufgaben gehe.
Schneider macht seit Beginn des Schuljahres in Dielheim ein „Bundesfreiwilligenjahr“. Das können alle Bürgerinnen und Bürger, die ihre Pflichtschulzeit absolviert haben. Alter, Geschlecht, Nationalität oder die Art des Schulabschusses spielen dabei keine Rolle. Junge Menschen machen es nach der Schule, Menschen in mittleren Jahren, wenn sie sich beruflich oder privat neu orientieren und Senioren, wenn sie sich im Ruhestand sozial engagieren wollen. Die Einsatzbereiche sind vielfältig und umfassen Soziales, Umwelt- und Naturschutz, Sport, Integration, Kultur- und Denkmalpflege, Zivil und Katastrophenschutz.
Obwohl der Bereich „Bildung“ auch dazugehört, hatte sich vor Schneider noch niemand für diesen Dienst an einer Schule im Rhein-Neckar-Kreis beworben. Umso überraschter war der Schulleiter, als der junge Mann auf ihn zukam. Er musste zusammen mit dem Lehrerkollegium für eine Hilfskraft, die außer der eigenen schulischen Erfahrung keine pädagogische Vorbildung mitbrachte, Aufgabenbereiche definieren, und dies für 40 Stunden die Woche. Es stellte sich die Frage: „Was können wir ihm zutrauen und zumuten?“ Inzwischen ist Schneider für Schüler und Lehrerkollegium gleichermaßen aus dem Schulalltag nicht mehr wegzudenken. Er führt zusammen mit Lehrern Aufsicht, nimmt am Unterricht teil und unterstützt schwache Schüler beim Lösen von Aufgaben. Er hilft von außen kommenden Referenten von Arbeitsgemeinschaften und bietet sich auch gerne den älteren Schülern als Gesprächspartner an, die dem nur wenige Jahre Älteren auch mal gerne ihr Herz ausschütten.
Schneider macht die Arbeit viel Spaß, er sieht sie als Vorbereitung auf das Studium des Grundschullehrers, das er nach dem Freiwilligenjahr aufnehmen möchte. Gleich nach dem Gymnasium, an dem er das G8-Abitur machte, hatte er sich dazu noch zu jung gefühlt. „Die Zeit hier ist für mich ein perfektes Training. Ich kann es mir momentan nicht besser vorstellen.“ Stolz erzählt er, dass er von den Lehrkräften kollegial behandelt werde, was es ihm leicht gemacht habe, von der Schüler- in die Erzieherrolle zu wechseln. Er habe auch in der kurzen Zeit, seit er an der Schule tätig ist, erkannt, wie wichtig es ist, von den Schülern als Autorität anerkannt zu werden. So gesehen, sei er froh, dass er nicht zuließ, dass ihn die Schüler duzen, obwohl ihm dies aufgrund des geringen Altersunterschiedes am Anfang schon schwer gefallen sei.
Merz ist begeistert von dem Experiment, das die Schule eingegangen ist. Erfolgreich sei es aber vor allem, weil sich Schneider auf neue Aufgaben einlasse und lernbegierig sei. In diesem Zusammenhang dankte er der Gemeinde, dass sie bereitwillig und unbürokratisch der Einstellung von Schneider zugestimmt hatte.

Von:Anton Ottmann