Entlassfeier der 9. und 10. Klassen an der Leimbachtalschule
„Das Leben ist wie eine Autobahn“, sagte Klassenlehrer Björn Jurk seinen Schülern der 9 b bei der Abschlussfeier in der Dielheimer Kulturhalle. Manche seien in den gemeinsamen Jahren auf der Überholspur gewesen, manche auf dem Rastplatz und andere wiederum hätten eine Panne gehabt. Und welche Abfahrt jeder genommen habe, sei ganz alleine seine eigene Entscheidung gewesen. Auch bei den Zukunftswünschen blieb er beim Bild des Autofahrens. Seine Schüler müssten lernen zu reagieren, manchmal Gas zu geben, manchmal zu bremsen und immer rechtzeitig zu blinken. „Habt Euer Ziel fest vor Augen, denn wer kein Ziel hat, findet auch nicht seinen Weg.“
So wie er verabschiedeten sich auch die beiden Klassenlehrerinnen der 9 a Patricia Maxelon und Daniela Bender-Fengenau mit dem Rückblick auf für Lehrer und Schüler gleichermaßen nicht einfachen Schulalltag und auf viele Ereignisse, Begegnungen und Projekte, die zusammengeschweißt, reifer gemacht und schließlich zum Ziel des Schulabschlusses geführt hatten.
Schulleiter Patrick Merz nahm die Fußball-Europameisterschaft zum Anlass, der Frage nachzugehen, was den Erfolg einer Mannschaft ausmache: Das Ziel vor Augen haben, einen klaren Plan verfolgen, Ehrgeiz, Abgeklärtheit, Fairness und Respekt. Vor allem aber sei es wichtig, dass der Einzelne Verantwortung für sich selbst und die Gemeinschaft trage. Genau dies habe man an der Schule vermitteln wollen: „Ich hoffe, wir konnten Euch den Weg zu einer starken Persönlichkeit ebnen.“
Isabelle Berennecke hatte ihrer zehnten Klasse ein ganzes Jahr lang „Geduld“ verordnet, was dann auch zum Werkrealabschluss geführt habe. Geduld sei vor allem von ihr gefordert gewesen, wenn sie morgens vergeblich hoffte, all ihre Schüler begrüßen zu dürfen. Diese wiederum hätten bei moralischen Appellen geduldig auf das Ende der Ansprache gewartet. Ute Sendner, die zweite im Klassenlehrerteam, nahm die Gelegenheit wahr, um einmal mit den Eltern „abzurechnen“. Es habe einige gegeben, die sie nie kennengelernt habe und andere, die blitzschnell in der Schule auftauchten, wenn dem Sprössling etwas über die Leber gelaufen war, und wieder andere, die genau diesen am liebsten auf den Mond geschossen hätten. Daneben gab es aber auch Eltern, die sich jedes Jahr geduldig in den Elternbeirat wählen ließen, die Klasse mit Köstlichkeiten ihrer heimischen Küche versorgten oder am Prüfungstag so gestresst waren, dass sie ihren Hund stundenlang durch die Gegend jagten. Sie verabschiedete sich erleichtert und wehmütig zugleich von ihren Schülern mit: „Geht mit Gott, aber geht! Ich werde Euch vermissen.“
Die Abschiedsworte von Sendner spiegelten ein wenig die Stimmung der Veranstaltung. Die jungen Leute waren sichtlich froh den Schulstress los zu sein. An ihrem Auftreten, aber auch in humorvollen, manchmal kritischen und doch liebevollen Beiträgen zeigte sich, dass sie die ersten Schritte ins Erwachsenenalter gewagt hatten. Dass sie sich darüber hinaus trauten, in dunklen Anzügen und eleganten Abendkleidern, paarweise Langsamer Walzer und Disco-Fox vorzuführen, war sicher für alle die Überraschung des Abends.
Die Lehrer wiederum waren erleichtert, -wieder einmal- einen Jahrgang zum Endspurt in die Prüfung „getrieben“ zu haben. Und wie jedes Jahr spürte man die Wehmut des Abschiednehmens von jungen Menschen, die sie auf dem langen Weg von der Kindheit zur Jugend begleitet und angeleitet und in dieser Zeit nicht nur den Schulstoff vermittelt hatten. Stolz waren sie auch auf die Schülerinnen und Schüler, die zusammen mit ihren Zeugnissen eine Auszeichnung erhielten, so bekam Lucas Hauser in der 9 a einen Buchpreis und Louis Thury ein Lob. In der Klasse 9 b erhielten Maren Linzmeier, Monique Rausch und Lisa Weimer ein Lob. Letztere bekam auch einen Preis für ihr soziales Engagement, genauso wie Laura Schmidthäusler und Kim Schäfer. In der Klasse 10 ging das Lob als Jahrgangsbester an Lucas Gerards, daneben erhielten Adrian Heneka, Marius Scholl und Monika Modzelewska ebenfalls eines. Dass die Lehrer unter schwierigen Rahmenbedingungen hervorragende Arbeit geleistet haben, wurde ihnen von Bürgermeister-Stellvertreter Christoph Udluft bescheinigt, der bei dieser Gelegenheit bekannt gab, dass die Leimbachtalschule in nächster Zukunft für zehn Millionen Euro von Grund auf saniert werde.
von Anton Ottmann