Ganztagsangebot kommt an der Leimbachtalschule Dielheim ab 2010/11 – Testphase läuft bereits Dielheim.
(rö) Der Gemeinderat hat am Montagabend wegweisende Entscheidungen für das künftige Schulangebot in Dielheim getroffen: Die Leimbachtalschule soll ab dem Schuljahr 2010/11 zur Ganztagsschule werden. Außerdem wird die Gemeinde einen Antrag stellen, dass man den Status der neuen Werkrealschule erhält. Beide Beschlüsse fielen in der jüngsten Sitzung einstimmig, nachdem zuvor Patrick Merz, der Rektor der Leimbachtalschule, dem Gremium die Planungen ausführlich vorgestellt hatte. Bürgermeister Hans-Dieter Weis rechnet für die Verwaltung mit einem vergleichsweise geringen finanziellen Aufwand: Die bereits angelaufene Testphase für den Ganztagsschulbetrieb (seit Schuljahresbeginn jeweils montags und dienstags für die Klassen 5 und 6) schlägt nach seinen Worten mit „maximal 2000 Euro“ in diesem Jahr zu Buche, für das Jahr 2010 erwartet Weis Mehrkosten von 5000 bis 10.000 Euro, die aus der Gemeindekasse aufzubringen sind. Genaue Zahlen sollen bis zu den Haushaltsberatungen vorliegen.
Hintergrund der Entscheidungen ist der Beschluss des Landes, ab dem kommenden Schuljahr die neue Werkrealschule einzuführen und somit einen neuen mittleren Bildungsabschluss nach Klasse 10 zu schaffen, während der Hauptschulabschluss auch weiterhin nach Klasse 9 gemacht werden kann. Rektor Merz sprach von „erheblichen Änderungen“ im pädagogischen Konzept gegenüber dem bisherigen Werkrealschulzug. Dazu gehöre eine noch engere Anbindung in den Klassen 8 und 9 an die beruflichen Schulen, in Klasse 10 werde ein Teil des Unterrichts ganz in die Berufsfachschule verlagert. Werde Dielheim kein Werkrealschul-Standort, „bleiben wir eine Hauptschule und die Schüler können hier nicht den Werkrealschul-Abschluss machen“, sagte Patrick Merz. Dafür müssten die Schüler dann nach der 9. Klasse an eine andere Schule wechseln, könnten das aber (da die Werkrealschule eine Wahlschule sein wird und nicht an Schulbezirke gebunden ist) auch schon vorher tun. Die aktuellen Schülerzahlen sprechen nicht für Dielheim: Man hat jetzt schon im zweiten Jahr nur eine einzügige Hauptschule. Deshalb will man die Leimbachtalschule durch ein offenes Ganztagsangebot attraktiver machen – auch für Schüler aus Nachbargemeinden. So will man künftig wieder eine durchgehende Zweizügigkeit erreichen. Auf Anfrage aus dem Gremium sagte Rektor Merz, er sei zuversichtlich, dass Dielheim den Zuschlag als Werkrealschul-Standort erhalte.
Mit dem offenen Ganztagsangebot werden laut Rektor Merz von der Schule zwei oder drei Nachmittage abgedeckt, in der restlichen Zeit sollen freie Angebote gemacht werden. Im Mittelpunkt des pädagogischen Konzepts steht die individuelle Förderung: Diese soll über Hausaufgabenbetreuung und soziales Lernen erfolgen, ein Mittagstisch wird angeboten, Kooperationen mit Vereinen werden angestrebt, Jugendhilfe und Jugendbegleiter mit eingebunden. Der Tag könnte dann so aussehen: Am Morgen gibt es zwischen 7.30 und 12 Uhr fünf Unterrichtsstunden und zwei „bewegte Pausen“. Daran schließen sich 45 Minuten verbindliche Lernzeit an, in der unter anderem die Hausaufgaben gemacht werden, und eine Mittagspause, in der gegessen werden kann. Am Nachmittag folgen dann in der jetzigen Testphase offene Angebote bis 15.10 Uhr, im kommenden Jahr soll dann auch zwei- bis dreimal Nachmittagsunterricht stattfinden.
Schon jetzt hat sich laut dem Rektor gezeigt, dass der als Mensa genutzte Raum irgendwann an seine Grenzen stoßen wird. „Morgen haben sich 34 Schüler für das Mittagessen angemeldet“, wird das Angebot bereits überraschend gut angenommen. Alternativ zur für 2,50 Euro angebotenen Mahlzeit können die Schüler sich ihr Essen aber auch von zu Hause mitbringen. Personal wird laut Merz für die Betreuung während des Mittagsessens (derzeit eine Kraft, die von der Gemeinde gestellt wird) benötigt, außerdem werde man wohl für die Lernzeit auch eine zweite Person benötigen, die den Lehrer unterstützt. Problematisch wird auch das Raumangebot, da im Schulgebäude vor 15 Uhr bereits einige Räume von Musik- und Volkshochschule genutzt werden und in der Sporthalle Vereine Übungsstunden angemeldet haben.
Aus dem Gemeinderat gab es einhellige Zustimmung zum Ganztagsangebot. Erich Riedling (CDU) sprach von einer Steigerung der Attraktivität der Schule, für die man durch die jüngste Erweiterung des Gebäudes (der neue Anbau wird heute offiziell eingeweiht) auch die räumlichen Voraussetzungen geschaffen habe. Markus Wodopia (SPD) sah keine Alternative zum Ganztagsangebot. Auch Bürgerinnen und Grünen-Gemeinderat Raimund Mack konnten zustimmen.