„Schule muss man neu denken“


„Woche der Gemeinschaftsschulen“: Politiker und Elternvertreter besuchten die Dielheimer Leimbachtalschule

Mit Beginn des laufenden Schuljahrs wurde die Dielheimer Leimbachtalschule zur Gemeinschaftsschule.

Die Zahl der Anmeldungen hat die Erwartungen deutlich übertroffen: Insgesamt 50 Schüler werden in den beiden fünften Klassen unterrichtet, etwa die Hälfte der Kinder kommt aus der Gemeinde selbst, der Rest aus der Umgebung. Die „Woche der Gemeinschaftsschulen“ (die RNZ berichtete bereits über eine Veranstaltung der Wieslocher Gerbersruhschule) nutzten Schulleitung und Lehrer jetzt, um Politikern und Eltern vertretern das Lernen und Arbeiten an der Gemeinschaftsschule vorzustellen.

„Schule muss man neu denken“, sagte Rektor Patrick Merz, der gemeinsam mit seiner Konrektorin Beate Ringel die hiesigen Landtagskandidaten Karl Klein (CDU), Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr (Grüne), Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) und Jürgen Abt (FDP), die Elternvertreterinnen Astrid Baumann und Nadine Lück sowie Schulrat Thomas Kürner (Staatliches Schulamt Mannheim) begrüßen durfte. „Neu“ ist die Gemeinschaftsschule für die Schüler, die jetzt auf drei unterschiedlichen Niveaustufen lernen, durchaus auch von Fach zu Fach auf verschiedenen Niveaus. Ziel ist immer, „das Optimale herauszuholen“. Und auch die Rolle des Lehrers ist eine neue: „Er ist nicht mehr der große Zampano“, drückte der Rektor die Abkehr vom Frontalunterricht aus. BeateRingelsagte:„Ich kann jedem Kind mehr als vorher gerecht werden.“ Zwar habe sie immer noch „klassische Input-Phasen“, diese seien aber kürzer als früher. Nach ihren Worten können die Kinder selbst gut einschätzen, welches Niveau für sie das Richtige ist. Irrtümer sind natürlich nicht ausgeschlossen: So gebe es Kinder, die sich überschätzen, aber auch solche, die sich selbst zu niedrig einstufen. Dann, so Beate Ringel, ist es Aufgabe des Lehrers, ihnen auf das höhere Niveau zu helfen.

Wie Unterricht, Lernzeit, Atelierstunden, Leistungsnachweise oder „Bilanzgespräche“ in der Praxis funktionieren, zeigte sich beim Besuch der Klasse 5b von Lehrerin Birgit Appenzeller. „Wir können konzentrierter arbeiten“, sagten die Schüler, „wir können auch mal den Nachbarn fragen, statt zum Lehrer zu gehen“ oder „ich gucke, wo ich viel machen muss und wo ich nicht so viel machen muss“. Rektor Merz fasste zusammen: „Die Schüler sind für ihr Arbeiten stärker selbst verantwortlich.“ Und auch die Kommunikation über die erbrachten Leistungen funktioniert zwischen Lehrern, Schülern und Eltern: „Ich habe immer das Gefühl, dass ich informiert bin“, sagte Nadine Lück aus Elternsicht.

Für Schulrat Kürner ist es nach einem Vierteljahr „ein bisschen früh, um schon Bilanz zu ziehen“, man sei aber nicht überrascht, dass die Nachfrage an manchen Orten so gut sei. „Das pädagogische Konzept muss so überzeugend sein, dass die Eltern ihre Schüler anmelden“, sagte er. Im Dielheimer Fall sei das Schulamt sofort „vom Konzept überzeugt“ gewesen, – dass es nicht gleich beim ersten Antrag fürs Schuljahr 2014/15 den Zuschlag als Gemeinschaftsschule gegeben hatte, sei „der faktischen Mathematik“ geschuldet gewesen, also der Befürchtung, dass keine Zweizügigkeit mit mindestens 40 Schülern erreicht werde.

Dass es politisch sehr unterschiedliche Ansichten über die Gemeinschaftsschule gibt, wurde ebenfalls deutlich. Während Kai Schmidt-Eisenlohr und Andrea Schröder-Ritzrau die positiven Aspekte hervorhoben, schlugen Karl Klein und Jürgen Abt auch kritische Töne an. Wo beispielsweise Abt den Ganztagsunterricht bis 15.25 Uhr als „Halbtagsangebot“ bezeichnete, das „für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ nicht weiterhelfe, sah Andrea Schröder-Ritzrau darin eine deutliche Verbesserung „im Vergleich zur Regelschule“. Karl Kleins Kritik, dass in der Region bislang ausschließlich Werkrealschulen (und keine Realschulen) zu Gemeinschaftsschulen umgewandelt worden seien und man sich dabei weniger mit den pädagogischen Konzepten, sondern mehr mit den Standorten befasst habe, erntete eine scharfe Erwiderung von Kai Schmidt-Eisenlohr mit Blick auf die anstehende Landtagswahl: „Ihr könnt sie ja nächstes Jahr wieder zumachen, aber ihr werdet nicht die Gelegenheit dazu haben.“

Am heutigen Montag (19.30 Uhr, Bürgersaal) wird sich übrigens Dielheims Gemeinderat mit den Plänen für die Sanierung und Erweiterung der Leimbachtalschule befassen, die für den Betrieb der Gemeinschaftsschule notwendig sind. Sorgen machen die Kosten: Ursprünglich waren einmal fünf Millionen Euro veranschlagt gewesen, aktueller Stand sind über zwölf Millionen. „Schwerpunkt der Ausgaben ist die Sanierung, nur ein Bruchteil entfällt auf die Gemeinschaftsschule“, sagte Patrick Merz. In den vergangenen Jahren habe man leider viel vor sich hergeschoben. Er gab sich aber zuversichtlich: „Ich glaube, der Gemeinderat weiß, wie wichtig es ist, optimale Voraussetzungen zu haben.“ Schon in der Vergangenheit sei man in dieser Hinsicht „sehr gut unterstützt“ worden. „Die pädagogische Qualität ist dann unsere Sache“, so der Rektor. Sein Wunsch an die (große wie kleine) Politik: „Wenn man merkt, dass ist der richtige Weg, muss man ihn auch konsequent weitergehen.“

Schule im Gespräch
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