Im nächsten Jahr ist es 35 Jahre her, dass die Gemeinde Dielheim mit der lothringischen Stadt St. Nicholas du Port einen Partnerschaftsvertrag geschlossen hat. In der Folge entwickelte sich ein reger Austausch mit der Partnerschaft, sei es auf der politischen Ebene, aber auch mit Vereinen und Familien. Und nicht wenige knüpften dauerhafte Freundschaften, die zum Teil heute noch bestehen. Gelegenheit dazu gab es besonders an der Kerwe in Dielheim und am Nikolaus-Fest in St. Nicholas du Port. Schwierig war bisher der Austausch auf Schülerebene aufgrund der Sprachschwierigkeiten, da es im französischen Collège St. Exupéry zwar eine Sekundarstufe mit Deutsch als zweiter Fremdsprache gibt, in der entsprechenden Haupt- und Werkrealschule in Dielheim aber Französisch nur als Arbeitsgemeinschaft angeboten wurde.
Mit Einführung der Gemeinschaftsschule wird nun auch in Dielheim ab der sechsten Klasse Französisch als zweite Fremdsprache unterrichtet. Einen ersten Kontakt zwischen den beiden Schulen gab es bereits im vergangenen Jahr. Zuerst besuchte eine französische Lehrerdelegation die Leimbachschule, dann statteten Schulleiter Patrick Merz, die Französischlehrerinnen Laura Käthner und Kathrin Kümpel, sowie Schüler des Französischkurses der achten Klasse einen Gegenbesuch ab. Während die Schüler am Unterricht teilnahmen, entwickelten die Lehrer Ideen für gemeinsame Projekte und vereinbarten für April dieses Jahrs ein erstes Schülertreffen beider Schulen in Freiburg.
In einer Bestandsaufnahme über ihre Aktivitäten berichteten die an der Fahrt beteiligten sechst- und siebt-Klässler in der Aula der Leimbachtalschule Schulleiter Merz, Bürgermeister Thomas Glasbrenner und der Presse. Sie hatten gemeinsam das Vauban Viertel besichtigt, ein ehemaliges Kasernengelände, benannt nach dem berühmten französischen Festungsbaumeister Ludwig XIV. Es wurde nach modernsten städtebaulichen Gesichtspunkten mit autofreien Straßen und Niedrigenergie-Standards, überwiegend für kinderreiche Familien, saniert. Es wurde außerdem eine Solarenergie-Siedlung errichtet, die nicht nur den eigenen Bedarf deckt, sondern auch einen Überschuss an Energie erzeugt. Eine Einführung bekamen die Schüler durch ein französisches Video mit deutschen Untertiteln und spürten dann in sprachgemischten Gruppen und deutschen und französischen Stadtplänen einzelne Stationen wie die „Solargarage“ oder das „Heizkraftwerk“ auf. Wie sie erzählten, habe die Verständigung nach kleinen Anfangsschwierigkeiten gut geklappt, mal auf Französisch, mal auf Deutsch und im Notfall auch auf Englisch.
Zur Intensivierung ihres Schulprojekts können Schüler der beiden Schulen auf der extra für solche Zwecke eingerichteten Internet-Plattform „eTwinning“ kommunizieren. Unter dem Link „Ich, meine Schule und meine Stadt“ können die Schüler von Dielheim und St. Nicholas de Port über ihre Schule, ihre Gemeinde, den Aktivitäten vor Ort und auch über sich selbst berichten. So haben die Dielheimer ein Video mit einem französisch kommentierten Rundgang durch die Leimbachtalschule ins Netz gestellt und Vorschläge für gemeinsame Unternehmungen entworfen, falls sie Gäste aus Frankreich bekommen. Besuche im Heidelberger und im Schwetzinger Schlosses gehören ebenso dazu wie „Adventure-Golf“ und „Schwimmen in Walldorf“.
Ziel der Lehrer an beiden Schulen ist es, jedes Jahr eine feste Woche für einen Schüleraustausch einzurichten. Mit den anwesenden Schülern wurde diskutiert, ob sie sich einen solchen Aufenthalt auch in einer Partnerfamilie vorstellen könnten. Es stellte sich schnell heraus, dass es für viele einfacher ist, französischen Besuch zu empfangen, als selbst in die Partnerstadt zu fahren statten. Hier müssen wohl noch einige diffuse Ängste vor den anderen Gewohnheiten und Sitten abgebaut werden.
Für Schulleiter Patrick Merz ist ein intensiverer Schüler-Austausch nicht nur wichtig für das Erlernen der jeweiligen Fremdsprache, sondern auch ein Beitrag für das Gelingen europäischen Miteinanders. Bürgermeister Glasbrenner sieht den Schüleraustausch als wichtiges Fundament für eine dauerhafte Freundschaft zwischen den beiden Städten. Er plant für nächstes Jahr ein Jubiläumsfest außerhalb von Kerwe und würde sich freuen, wenn bis dort der geplante Austausch in Gang gekommen wäre.
(Text Anton Ottmann, Foto Helmut Pfeifer)